Suchtmittelkonsum - Was gefährdet Jugendliche, was schützt sie?

(Bildquelle: dolvita108 (CC0))

Nicht alle Jugendlichen sind gleich gefährdet, Suchtmittel zu konsumieren und Probleme zu entwickeln. Jugendliche, welche Schulprobleme oder ein tiefes Selbstwertgefühl haben und familiär vorbelastet sind, tragen höhere Risiken. Sucht Schweiz hat die Risiko- und Schutzfaktoren genauer angeschaut.

Die Jugend ist eine turbulente Zeit: Die neurowissenschaftliche Forschung zeigt, dass die Risikobereitschaft oder die Sensationssuche teilweise auch mit Veränderungen im Gehirn erklärt werden können. Wenn Kinder zu Erwachsenen werden, sind sie besonders gefährdet, Suchtmittel auszuprobieren und risikoreich zu konsumieren. Gleichzeitig wirken sich psychoaktive Substanzen auf das in Entwicklung begriffene Gehirn stark aus.

Manche Jugendliche sind gefährdeter als andere, ein riskantes Verhalten oder eine Suchtproblematik zu entwickeln. Diese Gefährdung hängt aber immer von vielen verschiedenen Faktoren ab, welche ineinander greifen. Fachpersonen sprechen von Risiko- und Schutzfaktoren. Sucht Schweiz fasst diese in der jüngsten Ausgabe des SuchtMagazins (www.suchtmagazin.ch) zum Thema "Vulnerable Jugendliche" zusammen.

Risikofaktoren

Folgende Faktoren können - nebst weiteren Einflüssen - die Entwicklung im Jugendalter in positiver oder negativer Hinsicht beeinflussen:

  • Das männliche Geschlecht: Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass bei den 15- bis 19-Jährigen die Raten beim Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum bei den Jungen zum Teil deutlich höher sind als bei den Mädchen. Beispiel Rauschtrinken: 27 Prozent der 15-jährigen Knaben berichteten in der letzten Schülerumfrage, sich im vorangehenden Monat mindestens einen Rausch angetrunken zu haben. Bei den gleichaltrigen Mädchen sind es 23 Prozent (http://zahlen-fakten.suchtschweiz.ch/ )

  • Das weibliche Geschlecht: 28 Prozent der 15-jährigen Jungen und 45 Prozent der gleichaltrigen Mädchen nannten in der Umfrage mindestens zwei wiederkehrende Beschwerden wie Einschlafschwierigkeiten, Nervosität, Traurigkeit oder Angst.

  • Frühzeitiger Pubertätsbeginn: Wer früh pubertiert, neigt eher dazu, sich mit älteren Jugendlichen zu umgeben. Etwa 4 Prozent der 15-jährigen Mädchen sagten, ihre erste Periode vor dem 11. Altersjahr gehabt zu haben.

    • Persönlichkeitseigenschaften wie Schüchternheit, ein geringes Selbstwertgefühl oder eine tiefe Frustrationstoleranz.
  • Sexuelle Ausrichtung: In der Schweiz bezeichnen sich etwa 5 Prozent der 16- bis 20-Jährigen als nicht vorwiegend heterosexuell.  

Familie und Schule als zentrale Faktoren

Die familiäre Situation kann ein Risikofaktor sein, wenn die elterliche Aufsicht fehlt oder innerhalb der Familie psychoaktive Substanzen konsumiert werden. Unter den 15-Jährigen sagt rund jede/r Fünfte, Schwierigkeiten zu haben, sich dem Vater oder der Mutter anzuvertrauen. "Umgekehrt kann die Familie für zentrale Schutzfaktoren stehen, wenn Eltern für emotionale Unterstützung sorgen, in engem Austausch mit den Kindern sind, Interesse für deren Belange aufbringen oder wenn sie eine kritische Einstellung zum Suchtmittelkonsum haben", erklärt Marina Delgrande, Forscherin bei Sucht Schweiz.

Bei den 18- bis 24-Jährigen verfügen etwa 5 Prozent über keine nachobligatorische Ausbildung. Probleme in der Schule wie Misserfolg, schlechte Integration im Klassenverband oder gar ein Schulabbruch sind mit Risiken verbunden. Gleichzeitig kann das schulische Umfeld wichtige Schutzfaktoren fördern, indem z.B. Lebenskompetenzen der Schülerinnen und Schüler gestärkt oder deren Mitsprache gefördert werden.

Wie gross ist der Anteil besonders gefährdeter Jugendlicher? Anhand der Daten der letzten Schülerbefragung geht Sucht Schweiz davon aus, dass etwas weniger als 10% der 11- bis 15-Jährigen besonders gefährdet sind, mit Sucht¬mitteln risikoreich umzugehen. Diese Schätzung ist mit Vorsicht zu interpretieren, da sie "nur" auf einer bestimmten Anzahl selbst berichteter Faktoren aus dem individuellen, familiären und schulischen Bereich beruht.

Wo Eltern Antworten erhalten

Eltern in Erziehungsfragen zu unterstützen, ist zentral für die Suchtprävention. Sucht Schweiz berät Eltern von Jugendlichen zu Suchtfragen und steht suchtbelasteten Eltern bei. Die Angebote im Überblick:

Die Facebookseite bietet Erziehungstipps für die Suchtprävention, stellt Materialien für Eltern vor und geht auf aktuelle Anlässe ein. (https://www.facebook.com/SuchtSchweiz/)

Die Webpage Eltern mit einer Übersicht über alle Angebote von Sucht Schweiz. (http://www.suchtschweiz.ch/eltern/)

Infografik (http://tiny.cc/xpy1uy)zur Rolle der Eltern für die Suchtprävention - Thema Alkoholkonsum.

Der Elternnewsletter erscheint drei- bis viermal pro Jahr mit Vertiefungen von aktuellen Themen. Die jüngste Ausgabe (http://mailings.suchtschweiz.ch/m/10827075/) mit der Frage: Mein Kind konsumiert... Wer kann ihm helfen? Wer hilft mir?

Die Gesprächsleitfäden zu Alkohol, Tabak, Cannabis und Internet (http://tiny.cc/yuy1uy) wie auch die neun Elternbriefe (http://tiny.cc/svy1uy) zu Themen der suchtpräventiven Erziehung bleiben aktuell und werden nach und nach ergänzt.

www.elternundsucht.ch

Schliesslich berät Sucht Schweiz unter der Gratisnummer 0800 104 104 (zu Bürozeiten) Eltern bei spezifischen Fragen.