"Ich kannte meine Mutter mit ihrem wahren Gesicht, eine liebe und nette Mama, wenn sie nüchtern war, denn es lag am Alkohol, wenn sie durchdrehte und böse wurde…", diese beklemmende Aussage eines jungen Mädchens verdeutlicht die schwierige Situation mancher Kinder von suchtkranken Eltern. Auch Kinder von Eltern, die psychisch erkrankt sind sowie Kinder, welche unter häuslicher Gewalt leiden sind damit konfrontiert, dass die Mutter oder der Vater emotional nicht verfügbar ist, dass das Verhalten je nach Verfassung anders und damit unberechenbar ausfällt.
Eine psychische Erkrankung oder ein Suchtproblem eines Elternteils und häusliche Gewalt sind häufig miteinander verknüpft. So ist beispielsweise in 40 Prozent der Fälle von häuslicher Gewalt auch übermässiger Alkoholkonsum im Spiel. Wenn Väter und Mütter ihre Erziehungsaufgabe nicht wahrnehmen können und sich dies auf das gesunde Aufwachsen der Kinder auswirkt, ist Unterstützung von aussen ein wichtiges Thema.
Kindern helfen, aber wie?
Wie kann Heranwachsenden in dieser schwierigen Situation geholfen werden? Kann einem Kind geholfen werden, ohne gleichzeitig dessen Eltern zu unterstützen? Ist es umgekehrt sinnvoll, belastete Eltern zu unterstützen, ohne ihre Kinder mit zu berücksichtigen? Die heutige Tagung in Biel lieferte dazu Antworten, wobei der Fokus auf der Situation der betroffenen Familien, deren Bedürfnissen und der Unterstützungsmöglichkeiten lag.
So wurde von der Professorin Claire Chamberland aus Montreal z.B. die Wichtigkeit einer verbesserten Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Institutionen für Kinder und Erwachsene hervorgehoben. Die Fachtagung in Biel setzte hierzu einen Impuls, indem sie Austausch und Koordination unter Fachleuten verschiedener Bereiche anregt.
Grosses Interesse am Thema
Plenumsreferate von mehreren Fachpersonen aus dem In- und Ausland, die Vorstellung regionaler und kantonaler Projekte aus der Praxis, eine Podiumsdiskussion mit Politikerinnen und Politikern sowie Erfahrungsberichte von Betroffenen boten neue Erkenntnisse und Einblicke in die vielschichtige Thematik.
Mit rund 450 Teilnehmenden aus dem Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich war die Tagung ausgebucht. Sie wurde organisiert von: Kinderschutz Schweiz, Sucht Schweiz, dem Netzwerk Psychische Gesundheit Schweiz, Gesundheitsförderung Schweiz, Pro Mente Sana, Institut Kinderseele Schweiz und der Coordination romande des associations d'action pour la santé psychique.
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